Pressetext
„Technisierte und erotische Träume wandeln durch Gesichter“, derart beschrieb A.R. Penck 1975 die Zeichnungen des Künstlers Antonius Höckelmann (1937 – 2000), dem die Galerie Michael Werner derzeit eine Einzelausstellung in Märkisch Wilmersdorf widmet. Vom 20. Januar bis 21. März 2014 ist eine Auswahl dieser Träume in den Präsentations-räumen der Galerie zu sehen. Die Ausstellung umfasst klein- und großformatige (45 x 35 cm bis 200 x 110 cm) Papierarbeiten aus den Jahren 1966 bis 1985 sowie zwei Skulpturen des Künstlers aus den Jahren 1963/64 und 1981.
Vornehmlich sind es Menschen, die der Künstler mit Pastell- und Wachskreide in zügigem Gestus auf Papier festgehalten hat. Diesen Zeichnungen stehen großformatige abstrakte Arbeiten gegenüber, in denen sich organische, mitunter knorpelartige Formen ineinander verschlingen. Anklänge dieser abstrakten Formensprache integriert der Künstler spielerisch in die figurativen Darstellungen wie auch in sein plastisches Werk. So werden Profile von Jünglingen von schlingenartigen Farbflächen bedrängt, der Kopf von „Doris“ (1976) verschwindet nahezu in dem sie umgebenden Arrangement. Eine 1970 angefertigte Werkreihe zeigt eine blonde Frau in blauem Sommerkleid. Das Blatt ist unterhalb der Augen abgeschnitten. Nase, Zähne, wallendes Haar und Dekolleté drängen sich dem Betrachter auf. Dem voyeuristischen Blick des Betrachters hält die Figur ihren linken Arm entgegen, den sie schützend vor den Leib schiebt. Der monumentalen Präsenz einer überdimensionalen Aktdarstellung (1981-1982) in leuchtendem rot, gelb und blau gezeichnet kann sich der Betrachter schwerlich entziehen. Überdeutlich sind Körperlichkeit und Sexualität in den Aktdarstellungen Höckelmanns ausformuliert, so auch in einer kleinformatigen Werkreihe von Bleistiftzeichnungen. Zigarettenstummel und Flaschenhälse zeugen hier von dem genüsslichen Konsum einer illustren Runde, deren Köpfe von Rauchschwaden umhüllt sind. Schenkel, Brüste und Genitalien schälen sich fragmen-tarisch aus dem Rauch heraus. Sexuell konnotierte Imaginationen schwängern die Luft, eine lebendige Situation, die Antonius Höckelmann 1983 in zügiger Manier auf Papier festhielt.
Stets oszilliert die Wahrnehmung von Höckelmanns Arbeiten zwischen Anziehung und Abstoßung. Höckelmann zieht uns letztlich in seinen Bann. Der Betrachter blickt fasziniert und angewidert zugleich auf die Kopfgeburten des Künstlers, die letztlich die unsrigen spiegeln.
Die Ausstellung ist vom 20.01.2014 bis 21.03.2014, montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter +49 (0)33731 32010 oder galeriewerner@michaelwerner.de.