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Auswahl. Gemälde - Skulptur - Zeichnung

02.02.2015 - 02.04.2015
Märkisch Wilmersdorf
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Die Galerie Michael Werner freut sich, eine variantenreiche Gruppenausstellung zu präsentieren, die Gemälde, Papierarbeiten und Skulpturen beginnend im frühen 20. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre hinein miteinander vereint. Gemälde und Zeichnungen von Auguste Herbin (1882-1960), Hans Arp (1886-1966), Jaques Lipchitz (1891-1973), Reuben Nakian (1897-1986) und Ernst Wilhelm Nay (1902-1968) werden in einen wechselseitigen Dialog mit plastischen Arbeiten von Auguste Rodin (1840-1917), André Masson (1896-1987), Roberto Matta (1911-2002) und Jean-Paul Riopelle (1923-2002) gestellt: Figuration trifft auf Abstraktion.

Folgt man den Worten Hans Arps, so führt uns der Weg in die Abstraktion zum eigentlichen Kern, zur wahren Erkenntnis: Dieses Vermengen, Verweben, Auflösen, dieses Aufheben der Grenzen ist der Weg, der zum Wesentlichen führt. Wie Wolken fließen die Gestalten der Welt ineinander. Je inniger sie sich vereinigen, um so näher sind sie dem Wesen der Welt. Wenn das Körperliche vergeht, erstrahlt das Wesentliche. (Hans Arp: „Konkrete Kunst“, in: Unsern täglichen Traum, Zürich 1955) Die differenzierte Auswahl in der Galerie Michael Werner zeichnet den Weg zum Wesentlichen punktuell nach und lässt ihn schlüssig gewahr werden.

Klare Konturen kennzeichnen die zarten, skizzenartigen Bleistiftstudien von Jaques Lipchitz aus den Jahren 1913 und 1914/1915: auf einem Tisch platzierte Schalen beherbergen in ihren Wölbungen sorgfältig drapiertes Obst. Mit einem Kohlestift konturierte ebenfalls Auguste Herbin klar und deutlich die Elemente seines Stilllebens, Karaffe und Krug, aus dem Jahr 1912. Den sich im 20. Jahrhundert in den bildenden Künsten vollziehenden Übergang vom Figürlichen zum Abstrakten führen die präsentierten Werke von Ernst Wilhelm Nay vor Augen, wobei Früh- wie Spätwerk Nays gleichermaßen von des Künstlers zentralem Augenmerk künden: dem Zusammenspiel von Farbe und Formen. Die frühen Gemälde Fischerfrauen am Boot (1937) und Badende Frauen (1939) sind sowohl in der Titulierung wie auch in der malerischen Ausführung eindeutig ausformuliert. Die im Werk Nays sich vollziehende abstrahierende Tendenz spiegelt sich sodann in den ausgestellten, sogenannten „elementaren“ Arbeiten des Künstlers aus den späten 1960er Jahren wider, in denen die Figur verschwunden ist und weiche Farbbahnen zu fließen, transparente Punkte sich aufzulösen scheinen. Die scharfen Konturen der frühen Gemälde werden hier abgelöst von sich überlagernden, ineinander eindringenden und an den Rändern ausfransenden Farbflächen. Das Aquarell Gelb-Rot (1966) knüpft unmittelbar an die Augenbilder der frühen 1960er Jahre an, die mit ihren schlitzartigen Linsen den Betrachter in den Fokus nehmen. Wie Ernst Wilhelm Nays Arbeiten, so veranschaulichen auch die präsentierten Blätter von Hans Arp das Interesse an figurativen wie abstrakten Darstellungsweisen. Während die nebeneinander aufgereihten Torsi in der Collage Les cinq (1962) Volumen und Körperlichkeit suggerieren – und sogleich Assoziationen an die Skulpturen Arps auslösen –, gleiten in den Papierarbeiten des Künstlers mal organische, mal kantige Formen über monochrome Farbflächen, die sich kaum räumlich verorten lassen. Der Abstraktion den Rücken kehrend, ist wiederum Reuben Nakians Blatt Leda and the Swan (1982) dem Figurativen verschrieben.

Das in Malerei wie Zeichnung austarierte Verhältnis von Figuration und Abstraktion findet seine Entsprechung ebenso in den gezeigten Skulpturen. Rodins Tête de Baudelaire (1885-1895, gegossen 1964) ist noch der naturalistischen Darstellungsweise verhaftet, während sich Masson‘s Minotaure I (Le grand) (1942, gegossen 1987) sowohl thematisch der Realität entzieht wie auch formal an Klarheit verliert. Mattas Bronzeskulptur L’Impensable (1959) ersucht dem Undenkbaren eine Form zu verleihen, die sich dem Gegenständlichen sonach entzieht. Jean-Paul Riopelles Plastik Gaulois (1961) lässt hingegen Kopf, Arme und Beine eines schreitenden Galliers erahnen, dessen dynamischer Schritt den schweifenden Umhang in die Luft erhebt. Doch bei Herantreten an die Skulptur verflüchtigen sich die einst erkannten Details zusehends und das plastische Gebilde verwandelt sich in eine abstrakte Landschaft. Wenn das Körperliche vergeht, erstrahlt das Wesentliche, lässt uns Hans Arp wissen.

Die Ausstellung ist vom 02.02.2015 bis 02.04.2015, montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter +49 (0)33731 32010 oder galeriewerner@michaelwerner.de.

Galerie Michael Werner

Hardenbergstr. 9a 
10623 Berlin 
Telefon: +49 30 31491880 
E-Mail: galeriewerner@michaelwerner.de

Öffnungszeiten: 
Dienstags bis Freitags 11 - 18 Uhr 
Samstags 10 - 16 Uhr

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