Die Ausstellung Don Van Vliet eröffnet am Freitag, den 5. Juli 2024 von 18 bis 21 Uhr und ist bis zum 31. August 2024 in der Galerie Michael Werner Berlin zu sehen.
Begleitende Publikation zu der Ausstellung: Don Van Vliet "Ralf Love Don" 2021, Michael Werner Kunsthandel Köln.
Presse und Berichte:
Pressetext
Auf Anregung von A.R. Penck kommt Don Van Vliet (1941–2010) zur Galerie Michael Werner.
Der ostdeutsche Künstler will endlich dem Urheber des legendären Doppelalbums Trout Mask
Replica von 1969 begegnen und trifft auf einen amerikanischen Maler, der den Pinsel mit dem
gleichen disziplinierten Groove führt wie zuvor seine Band. Der Kalifornier verkörpert das
geläuterte Instinktbewusstsein, das A.R. Penck als zeitgenössisches Pendant für Genialität
begreift. Im Bereich der Musik ist Van Vliet als Captain Beefheart auf dem nordamerikanischen
Traditionspfad von Blues und Avantgarde-Rock unterwegs. Seinen Weg zur Malerei spiegelt er
hingegen in der nordischen Moderne Europas. Das „Van“ in seinem Malernamen entlehnt er
dem van Goghs. Die Bewunderung gilt der künstlerischen Haltung: Wie van Gogh hat sich Van
Vliet die Malerei autodidaktisch angeeignet und es so vermieden, in die Strudel des Mainstreams
zu geraten. Dem Schulfreund von Frank Zappa ist schon als Kind ein Stipendium für Bildende
Kunst angeboten worden, weil seine Tierplastiken und -zeichnungen überzeugten. Zunächst
begleitet ihn die Malerei jedoch nur auf seiner musikalischen Laufbahn. Er greift zwischen
Tourneen und Proben zum Pinsel, und sogar auf der Bühne porträtiert er die Bandmitglieder,
sobald er den Lead abgegeben hat. Sein Entschluss, sich ausschließlich der Malerei zu widmen,
fällt Mitte der 1980er-Jahre zeitgleich zur Begegnung mit A.R. Penck und den anderen Künstlern
der Galerie Werner. Van Vliet, der in der Mojave-Wüste aufgewachsen ist und mit seiner Frau
Janet in der Abgeschiedenheit der nordkalifornischen Humboldt Bay lebt, wagt etwas Neues.
Denn in den USA ist die Malerei bis dahin ein Phänomen der Urbanität und wird in den
dröhnenden Straßenschluchten des Kunstzentrums New York ausgehandelt. Van Vliet reaktiviert
hingegen die schöpferische Kraft der Wüste, in deren lautloser Umwelt der Mensch neben
Kojoten, Raben, Klapperschlangen und dem Wind seinem Selbst begegnet. Dort äußert sich das
Dasein im Groove der Ursprache: „…liddle wijouh widdlewilüü badidlidl widuhwwuhh…“. Van
Vliet beherrscht diese Ursprache fließend – sie findet ihre Entsprechung in seiner Malerei. A.R.
Penck bewertet die Sensibilität dafür als „sehr amerikanisch, sehr westlich und sehr modern“. Die
Bilder des Kaliforniers zeigen, wie das amerikanische Faustrecht der Freiheit mit Pinsel und
Farbe auf der Leinwand durchgesetzt werden kann.