Pressetext
Die Galerie Michael Werner Köln zeigt ab dem 6. März Papierarbeiten von Ernst Ludwig Kirchner.
Ernst Ludwig Kirchner, geboren 1880 in Aschaffenburg, gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts und gilt als die Leitfigur des deutschen Expressionismus.
Schon während seines Architekturstudiums an der Technischen Hochschule in Dresden gründete Ernst Ludwig Kirchner zusammen mit seinen Kommilitonen Fritz Bleyl, Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckl 1905 die Künstlergruppe „Brücke“. Zielsetzung der „Brücke“ war es, neue künstlerische Formen und Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen sowie das vorherrschende konservative Kunstverständnis in Deutschland aufzubrechen. Kirchners Vorbilder waren die unterschiedlichsten Künstler, Kulturen und Techniken, beispielsweise die erotischen Zeichnungen eines Rodins, die Holzschnitte der altdeutschen Meister oder die eines Vallotons, die emotional ausdruckstarke Linienführung des Jugendstils, die leuchtende Farbgebung eines van Goghs oder die afrikanischen und asiatischen Skulpturen der Naturvölker. Als treibende Kraft der Künstlergruppe entwickelte Kirchner schnell seinen persönlichen Stil und seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, bevor sich 1913 die „Brücke“ aufgrund von Meinungsverschiedenheiten der Künstler auflöste.
Kirchners Werk wurde in den folgenden Jahren stark durch seine gesundheitliche Verfassung bestimmt. Sein Ausscheiden aus dem Militärdienst in 1915 während des 1. Weltkrieges war durch einen psychischen und physischen Zusammenbruch verursacht und führte in den Jahren von 1915 bis 1918 zu längeren Aufenthalten in Schweizer Sanatorien. Von dieser Zeit an litt Kirchner unter einer psychischen Labilität und zeitweise unter Depressionen, die jedoch nicht seinen Schaffensdrang beeinflussten. Zur Eskalation kam es 1938, nachdem 1937 seine Werke durch die Nazis aus allen öffentlichen Ausstellungen in Deutschland entfernt wurden und in Hitlers Münchener Ausstellung zur „entarteten Kunst“ erklärt wurden. Verzweifelt und voller Angst vor einem erneuten Krieg beging Kirchner 1938 Selbstmord in Davos.
Die aktuelle Ausstellung in der Galerie Michael Werner gibt einen umfassenden Einblick in die Papierarbeiten Ernst Ludwig Kirchners aus den Jahren 1900 bis 1937. Die Bandbreite der Arbeiten zeigt die unterschiedlichsten Perioden, Themen und Techniken Kirchners: die durch psychische Krisen geprägten Arbeiten der Jahre 1914-1918, die Aktzeichnungen im Studio und die Berglandschaften Davos in der Schweiz, wo Kirchner die letzten 20 Jahre seines Lebens verbrachte.
Kirchners Werk ist geprägt durch die Suche nach einer Vereinfachung in der Ausdrucksform, die es ihm ermöglicht, ein spontanes Gefühl jederzeit punktgenau und unverfälscht zeichnen zu können. Dieses wird um so notwendiger, desto mehr sich die Motive in Bewegung befinden oder Kirchner sich selbst um ein ruhendes Motiv herum bewegt. In Kirchners ausführlichen Beschreibungen seines eigenen Werkes, die er unter dem Pseudonym Louis de Marsalle verfasste, betonte er genau diese Bedeutung von Bewegung und Geschwindigkeit in seiner Arbeitsweise. Durch die Verwendung vereinfachter, scharfer Linien konnte Kirchner kurze Beobachtungen schnell und entsprechend der feinsten, ursprünglichsten Empfindungen auf dem Papier einfangen.
Zu der Ausstellung erscheint ein Katalog. Die Öffnungszeiten der Galerie sind von Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.30 Uhr und am Samstag von 11.00 bis 16.00 Uhr. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an die Galerie Michael Werner.