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Ernst Wilhelm Nay - Arbeiten auf Papier

14.09.2015 - 31.10.2015
Märkisch Wilmersdorf
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Die Galerie Michael Werner freut sich, die erste Einzelausstellung mit Werken des Künstlers Ernst Wilhelm Nay (1902-1968) in den Galerieräumen in Märkisch Wilmersdorf zu eröffnen. Farbige Aquarelle, schwarze Tuschpinsel- und Feder-zeichnungen auf Büttenpapier, Kugelschreiber- und Filzstiftskizzen auf Briefpapier säumen die Wände der Galerieräume. Insgesamt sind 31 Arbeiten des Künstlers aus den Jahren 1952 bis 1968 zu sehen.

Im Jahr 1951 verlagert Ernst Wilhelm Nay seinen Wohnsitz von Hofheim im Taunus in die Großstadt Köln. Mit diesem Ortswechsel geht eine künstlerische Veränderung im Werk des Koloristen einher: In den 1952 entstehenden „Rhythmischen Bildern“ löst er sich vollständig von einer gegenständlichen Bildgestaltung zugunsten einer abstrakten und dynamischen Formensprache. Kleine, in Relation zueinander gesetzte Farbformen werden mit schwarzen Linienstrukturen kombiniert, die Farbpalette wird auf wenige chromatische Farben reduziert. Diese sich im malerischen Œuvre Nays vollziehende Entwicklung ist parallel in seinem zeichnerischen Werk nachvollziehbar. Eine leuchtende Farbigkeit und energiegeladene Formensprache prägt ebenfalls die ausgestellten Aquarelle aus dem Jahr 1952, in denen rote und grüne Farbflächen von schwarzen, gezackten Linien begrenzt, überlagert oder miteinander verbunden werden. Ohne Illusion, flach, jedoch bewegt gestaltet Ernst Wilhelm Nay seine Bildkompositionen. „Ich gebe der Farbe nicht nur den Vorrang vor anderen bildnerischen Mitteln, sondern das gesamte bildnerische Tun meiner Kunst ist allein von der farbigen Gestaltung her bestimmt.“ (Ernst Wilhelm Nay: “Die Gestaltfarbe“ (1952), in: Das Kunstwerk, 6. Jg., Heft 2, S. 4) 

Dieses Verdikt Nays spiegelt sich in seinen Aquarellen der fünfziger Jahre wider, ebenso in den ausgestellten Kugelschreiber- und Filzstiftzeichnungen, die zwischen 1965 und 1968 angefertigt wurden, und die als Studien seiner späten Gemälde fungieren. Diese Entwürfe zeigen von scharfen Linien umrandete Felder, denen einzelne Farben und Farbwerte zugeordnet sind. Die Worte „Gelb“, „Rot“, „Blau“, „Grün“, „mittel“, „dunkel“ und „hell“ hat der Künstler in die einzelnen Bildkomponenten geschrieben. Die Farbe wird allein vor dem inneren Auge des Betrachters wachgerufen. 

Einen unmittelbaren Bezug zu seinem malerischen Œuvre stellen ebenso die zarten, von Grauschattierungen überzogenen Aquarelle aus dem Jahr 1966 her, welche die reduzierte Formensprache seiner Gemälde der 1960er Jahre aufgreifen: klar begrenzte Spindelformen, Ketten runder oder ovaler Scheiben, Perlenbänder und Bogenformen breiten sich vertikal ausgerichtet über die Bildfläche aus und scheinen über die Bildbegrenzung hinauszufließen. Erneut offenbart sich hier das imaginative Moment im Werk Ernst Wilhelm Nays. 

In starkem Kontrast zu den Filzstiftskizzen und zarten Aquarellen stehen die farbigen Aquarelle auf Büttenpapier und Karton, die zwischen 1966 und 1967 entstanden sind. Kräftiges Blau schlängelt sich in Bogenformen in senkrecht verlaufenden Wellen-bewegungen über das Blatt „R-8-67“ (1967). Strahlendes Gelb und exzentrisches Rot nehmen neben schwarzen Bildpartien nahezu die gesamte Bildfläche des Blattes „Gelb-Rot“ (1966) ein. Diese Arbeit, die sich in die Serie der Augenbilder einreiht, ruft mittels spitz-ovaler Spindelformen unweigerlich Assoziationen an Linsen und mandelförmige Schlitze wach. Der Betrachter schaut und wird zugleich angeschaut, so dass ein responsives Wahrnehmungserlebnis generiert wird. Die Augenbilder zeichnen sich durch ein für Nays Spätwerk einzigartiges Phänomen aus, folgt dieses doch vorrangig einer gegenstandslosen Bildgestaltung. „Die Farbe ist nicht Träger, nicht gesetzt für etwas, sondern Gestalt an sich“, beschreibt der Künstler 1952 seinen künstlerischen Leitfaden, den er allein in den Augenbildern bricht, denen folglich ein besonderer Stellenwert in seinem reifen Œuvre zuteil wird. 

Ernst Wilhelm Nay wurde 1902 in Berlin geboren und verstarb 1968 in Köln. 1924 hofiert er bei Carl Hofer an der Hochschule für Bildende Künste, Berlin, wo er ein Jahr später in dessen Malklasse aufgenommen wird. 1927 führt Nay sein Studium als Meisterschüler fort und beendet dieses 1928. Bedeutende Einzelausstellungen und Retrospektiven seines künstlerischen Werks wurden gezeigt auf der Biennale in Venedig (1956); im Museum Folkwang, Essen (1962); auf der documenta III, Kassel (1964); im Museum Ludwig in der Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln (1990/1991); in der Kunsthalle Basel (1991); Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh (1991); Staatlichen Graphischen Sammlung, München (2004); im Musée d’Art Moderne et Contemporain, Straßburg (2004/2005); Leopold-Hoesch-Museum, Düren (2011), Kunstmuseum Bonn (2012) und in der Michael Werner Gallery, New York (2012). 

Die Ausstellung ist vom 14.09.2015 bis 31.10.2015, montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter +49 (0)33731 32010 oder galeriewerner@michaelwerner.de.

Galerie Michael Werner

Hardenbergstr. 9a 
10623 Berlin 
Telefon: +49 30 31491880 
E-Mail: galeriewerner@michaelwerner.de

Öffnungszeiten: 
Dienstags bis Freitags 11 - 18 Uhr 
Samstags 10 - 16 Uhr

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