Pressetext
„Es ist ein Leben wert, soweit vorzudringen, das das reale Farbbild entstehen kann und die Farbe dabei so klingt, dass ohne besondere Absicht des Künstlers Menschliches anschaubar wird, Menschliches und Kreatürliches in neuer, unbekannter Formulierung.“ (Ernst Wilhelm Nay, Oktober 1967)
Der Michael Werner Kunsthandel freut sich, die in Kooperation mit der Ernst Wilhelm Nay Stiftung realisierte Ausstellung Ernst Wilhelm Nay – Bilder der 60er Jahre präsentieren zu können. Gezeigt werden dreizehn Leinwandarbeiten aus den Jahren 1964 bis 1967 – der letzten Schaffensphase des Künstlers – in welcher sich in seiner Malerei noch einmal ein spürbarer Stilwechsel vollzog.
Flächige und ornamentale Figurationen, die Vereinfachung der Formensprache und Verringerung der Farbpalette sind kennzeichnend für die Bilder Nays ab Mitte der sechziger Jahre. Rund 10 Jahre zuvor begann die Werkphase der Scheibenbilder, die sich dann Anfang der 60er Jahre langsam zu Augen und Spindeln wandelten. Hieraus entstanden schließlich Ketten aus runden und ovalen Scheiben, Farbbänder und Streifen, die vertikal in das Unendliche zu laufen scheinen. Hier und da tauchen modifizierte Formen und Muster aus älteren Arbeiten Nays auf. Diese bildlichen Zitate bilden die „Basis seines Spätstils“. Insofern beziehen sich die Arbeiten gleichermaßen auf die Rückbesinnung als auch auf den Neuanfang innerhalb der eigenen Malerei. Die Werke dieser Zeit wirken „wie angehaltene Momente aus einem lebendigen Strom von Formen. In die sind menschliche Zeichen eingeschrieben, als Miterlebende eines großen Zusammenhangs; dieser schließt Geschichte zwar ein, geht aber gleichzeitig darüber hinaus – unaufhörlich.“ (Prof. Dr. Siegfried Gohr, 2017). Rhythmisch setzt Nay in seinen Werken verschiedene organische Formen in kontrastreichen Farben gegeneinander, welche an menschliche Bewegung erinnern. Auch wenn er häufig als rein abstrakter Maler wahrgenommen wird, scheint der Körper ein wesentlicher Aspekt seines gesamten künstlerischen Schaffens.
Ernst Wilhelm Nay (*1902 in Berlin) zählt zu den wichtigsten Vertretern deutscher Kunst des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1951 übersiedelte er nach Köln, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1968 lebte und arbeitete.
Begleitend erscheint ein Katalog mit einem Text von Prof. Dr. Siegfried Gohr.