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Georg Baselitz – Neue Arbeiten

16.01.2004 - 06.03.2004
Köln
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Vom 16. Januar bis zum 6. März 2004 zeigt die Galerie Michael Werner neue Gemälde von Georg Baselitz aus dem Jahr 2003.

„Für mich bestand das Problem darin, keine anekdotischen, deskriptiven Bilder zu schaffen. Andererseits war mir die nebulöse Willkür der Theorie der gegenstandslosen Malerei immer verhaßt. Die Umkehrung des Motivs im Bild gab mir die Freiheit, mich mit malerischen Problemen auseinanderzusetzen.“ (Siegfried Gohr: Über Baselitz. Aufsätze und Gespräche 1976 – 1996. Köln 1996, S. 60)

Der am 23. Januar 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz geborene Künstler begann 1969 Bilder zu malen, deren Motiv auf dem Kopf steht (erstes Bild: „Der Wald auf dem Kopf“, Museum Ludwig, Köln). Seitdem arbeitet er nach dieser Methode, die beim Betrachter eine unpräzise Rezeption des Motivs bewirkt und dadurch die Untersuchung der Malerei an sich thematisiert. 

Bereits 1962 erregte der Künstler Aufsehen mit dem Gemälde „Die große Nacht im Eimer“, das einen onanierenden Mann zeigte. Es wurde von der Staatsanwaltschaft während der Ausstellung in der Galerie Werner & Katz in Berlin beschlagnahmt. Heute hängt es im Museum Ludwig in Köln.

Die hier ausgestellten großformatigen Arbeiten befassen sich mit dem Thema Mensch. In Schrittstellung stehen Baselitz männliche Figuren im Raum. Kleine Attribute weisen den Personen individuelle Rollen zu: der „Schmuggler“ trägt beispielsweise vier Armbanduhren, die von Baselitz als Vanitasmotiv eingesetzt werden; zu Füßen des Paares auf dem Gemälde „Erinnerung an Brüssler Spitzen II“, das den Künstler mit seiner Frau Elke darstellt, befindet sich ein ornamentales Geflecht, das mit dem Titel des Gemäldes korrespondiert; der „Veteran mit Maurermütze“ unterscheidet sich vom „Veteran mit Halsband“ hauptsächlich durch die im Titel vertretenen Zusätze, beide haben außerdem große Ähnlichkeit mit dem „letzten Versuch“. Allen männlichen Personen, die Baselitz selbst darstellen, ist die Bekleidung gemein: kurze Hose, Schuhe, Socken und Kappe. Diese Aufmachung läßt das Erscheinen einzelner Figuren in einem Strahlenkranz, ähnlich einem Heiligenbild, äußerst sonderbar anmuten. Eine Konzentrierung auf das Hauptmotiv von Personen in Unterwäsche mit Schuhen zeigt die Arbeit mit dem Titel „10 ½“, welche auf den Unterkörper eines Mannes in besagter Bekleidung aufmerksam macht. Die autobiographischen Doppelportraits mit Baselitz Frau Elke greifen die traditionelle Darstellung eines Hochzeitspaares in der Renaissance auf.

Der spontane Duktus von Baselitz Ölgemälden weist viel Ähnlichkeit mit der Flüchtigkeit seiner Zeichnungen auf. Keine feine Ausarbeitung und Detailvielfalt geben den Arbeiten Charakter; sie leben vielmehr von Andeutung und Aufmerksamkeit auf ein einzelnes Motiv. 

Baselitz beschäftigte sich in den 1960er Jahren eingehend mit der Kunst von Geisteskranken, an der ihn das Spontane fasziniert. In seine eigene Arbeitsweise bezieht er oft den ganzen Körper mit ein – als Akt des Malens. Trotz seiner freien und experimentellen Arbeitsweise widmete Baselitz seine Kunst stets dem Figürlichen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Katalog

Galerie Michael Werner

Hardenbergstr. 9a 
10623 Berlin 
Telefon: +49 30 31491880 
E-Mail: galeriewerner@michaelwerner.de

Öffnungszeiten: 
Dienstags bis Freitags 11 - 18 Uhr 
Samstags 10 - 16 Uhr

Galerie Michael Werner auf

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