Pressetext
Jean Arp (1886–1966) gilt als exemplarischer Künstler der Avantgarde. Miterfinder von Dada und des Surrealismus war er stets auch der erste, der zu jedem Ismus sogleich wieder auf ironische Distanz ging. 1925 endgültig in Paris angekommen, stellte sich Arp dort der noch kurzen Tradition der Moderne. In seinen plastischen Werken kulminiert das „Klassische“ der Moderne: nämlich zeitgenössische Formprinzipien in zeitlose Formen auszuprägen. Von diesen Bronzeplastiken geht die Ausstellungen aus. Sie repräsentieren ein über fast vier Jahrzehnte währendes Werkkontinuum, auf dem dann Ende der 1950er Jahre der Erfolg von Arp im neuen Kunstzentrum New York gründete. In deren unübertrefflicher Vollendung ist der Schlussakkord der Moderne vernehmbar, den Arp wohl zuerst selbst vernahm. Weil die moderne Kunst nicht zum Stillstand kommen durfte, brach er dann nochmals zu neuen Formen auf.
Er erfand – als Hommage an seine verstorbene Partnerin Sophie Taeuber-Arp – die symmetrische Figuration. Damit gelang ihm wiederum ein Tabubruch. Hatte sich der naturkundige Arp einst als Bändiger des Zufalls profiliert, so trat er nun einigermaßen frech der konservativen Kritik an der Moderne auf die Füße. In die angeblich von der modernen Kunst hervorgerufenen Dämmerung des Abendlands stellte er seine stelenartigen „Poupées“ auf – symmetrische Figurinen, an und auf welchen der Zufall und erst recht die Ironie immer noch genug Spielraum finden. Mit Schwerpunkt auf seinem letzten Schaffensjahrzehnt ruft die Ausstellung das offene Ende der Moderne in Erinnerung. Denn dem genaueren Blick auf die ausgeblendeten oder vergessenen Leistungen dieser kurzen Epoche erschließen sich genügend Anknüpfungspunkte, um das Projekt der Moderne fortzusetzen.
Und in diesem Sinne eröffnet die Ausstellung zu Jean Arp in der Galerie Michael Werner zwar auch die neuen Ausstellungsräume in der Hardenbergstraße. Doch mit ihr nimmt auch eine Ausstellungsreihe ihren Lauf, die der endlosen Vollendung der Moderne bis in die heutige Zeit gewidmet ist.
Die Ausstellung Jean Arp eröffnet am Freitag, den 3. März 2023 von 18 – 21 Uhr und ist bis 15. April 2023 in der Galerie Michael Werner, Berlin zu sehen