Pressetext
Die Galerie Michael Werner, Märkisch Wilmersdorf, zeigt in ihrer neuen Ausstellung Malerei von Jean Fautrier (1898–1964).
André Malraux nannte die Malerei von Jean Fautrier einmal „von der abstrakten wie von der wirklich gegenständlichen Kunst gleich weit entfernt“. Fautrier selbst äußerte: „Die Wirklichkeit gibt es nicht nur, man darf sie auch keinesfalls von sich weisen.“ Tatsächlich leugnen auch die in ihrer Verfasstheit freiesten Arbeiten Jean Fautriers nicht ihren Bezug zur dinglichen Welt. Wenngleich es dem Maler, der sich als Jugendlicher für Werke von William Turner begeisterte, schon früh nicht um ein Abbilden dessen geht, was ist. In diesem Sinne meint eine von ihm gemalte Landschaft keine spezielle Gegend, sondern zunächst Vegetation, auch die räumliche Formation; ein Akt zielt nicht auf das Individuum, sondern auf Körperlichkeit.
Die Ausstellung in Märkisch Wilmersdorf konzentriert sich auf Frauenakte und Blumenstillleben. Beide Motivgruppen stehen für das Frühwerk Fautriers – die in der Galerie gezeigten Werke stammen überwiegend aus den Jahren 1929 bis 1937.
Vor allem an den Stillleben wie „Fleures noires“ und „Vase d’iris“ ist absehbar, über welches Gespür für Kolorit Fautrier verfügt. Die für spätere Werke typische Materialhaftigkeit der Farbe beginnt gerade, das Impasto ist verhalten, hier erinnert der Farbauftrag an die optisch viel weichere Lasurmalerei. Erst später kommt es zu dieser „Befreiung“ des Materials. Wobei Jean Fautrier auch zugute kommt, dass er Belebungen der Bildoberfläche dadurch erzielen kann, dass er zunächst auf Papieren arbeitet und diese dann auf Leinwände aufträgt, siehe die beiden „Nu feminin allongé“ betitelten Werke aus der Zeit um 1937.
Jean Fautrier wird am 16. Mai 1898 in Paris geboren. Die ersten Jahre lebt er in London, wo er zunächst an der Royal Academy of Arts, später an der Slade School of Fine Art studiert. In der Tate Gallery lernt Fautrier das Spätwerk von William Turner kennen. Er nimmt am ersten Weltkrieg teil und wird verwundet. Anfang der 1920er Jahre kehrt er nach Frankreich zurück. Fautrier kämpft auf Seiten der Résistance. Größere Anerkennung erfährt er nach dem Zweiten Weltkrieg. Künstlerisch steht sein Werk sehr autonom inmitten derer von Wols, Hartung und anderer. Die ihm nachgesagte Nähe zum Informel dürfte zumindest angesichts seines klar beschriebenen Bezugs zur Wirklichkeit von weniger großer Bedeutung sein. Jean Fautrier stirbt am 21. Juli 1964 in Châtenay-Malabry im Département Hauts-de-Seine.
Zur Ausstellung in der Galerie Michael Werner in Märkisch Wilmersdorf erscheint ein Leporello.
Die Ausstellung ist vom 06.06.2017 bis 28.07.2017, montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter +49 (0)33731 32010 oder galeriewerner@michaelwerner.de.