Pressetext
Ab dem 7. April 2018 zeigt der Michael Werner Kunsthandel in Köln eine Ausstellung mit neuen Arbeiten von Jeff Cowen. Nachdem der Künstler in den vergangenen Jahren intensiv an Portraits sowie der Landschafts– und Skulpturfotografie gearbeitet hat, sind jüngst der malerische Prozess und die Hervorbringung abstrakter Formen und Strukturen in den Vordergrund getreten. Diese Auseinandersetzung ist keineswegs neu im Werk. Die Einzelausstellung „Capturing Eclipse“ in der Kunsthalle Bremerhaven (Sept. – Nov. 2015) beispielsweise untersuchte seine fotografische Darstellung des Nicht-Sichtbaren oder nur Undeutlich – Sichtbaren. Unabhängig vom jeweiligen Sujet stand für Cowen immer die abstrakte Form im Vordergrund.
Manchen seiner Arbeiten liegt ein Negativ, d.h. eine Fotografie im klassischen Sinne, zu Grunde. Anderen jedoch nicht, da der Entwicklungsprozess in der Dunkelkammer auch rein malerisch vollzogen werden kann. Papierwahl, Ausschnitt, Belichtungszeiten und Chemikalieneinsatz sind wesentliche Schritte des fotografischen Prozesses. Durch den Einsatz von Pinseln und anderen Utensilien in der Dunkelkammer entstehen malerische Strukturen, die den fotografischen Grund nicht überdecken, ihn aber formal auf eine höhere Ebene heben. Nach der Arbeit in der Dunkelkammer werden Teile des Bildes gebleicht, farblich übermalt oder collagiert. Gezielt herbeigeführte horizontale Brüche im Fotopapier schaffen Strukturen, die der Fotografie eine sonst fremde Plastizität verleihen. Collagen stellen die gedankliche Fortführung des beschriebenen Prozesses dar. Heterogene Schichten werden zusammengeführt, um im Einklang eine Harmonie zu erzeugen, die den isolierten Teilen für sich nicht gegeben ist. „Wenn man sich so lange wie ich mit dem Prozess des Sehens beschäftigt, dann wacht man eines Morgens auf und realisiert, dass es bei der Wahrnehmung lediglich um abstrakte Formen geht. All die kleinen Details verlieren zunehmend an Bedeutung und was bleibt ist die reine Form. Das Verhältnis von Formen zum Rechteck des Bildträgers.“ (Jeff Cowen im Interview mit Hans Ulrich Obrist, 2018)
Jeff Cowen wurde 1966 in New York City geboren. Nach seinem Studium an der New York University und einem Aufenthalt an der Waseda University in Tokio graduierte er 1988 mit Auszeichnung im Fach Orientalistik. Anschließend fotografierte er in den Straßen New Yorks und arbeitete als Assistent von Larry Clark und Ralph Gibson. Im Laufe der 1990er Jahre wandelte sich sein künstlerischer Ansatz, bedingt durch intensive Studien in den Bereichen der Zeichnung und der Malerei. Diese Zeit prägte die künstlerische Suche nach dem Verhältnis zwischen fotografischem Bild und Abstraktion nachhaltig. Unter dem Titel „Photoworks“ fand 2016/2017 seine erste museale Einzelausstellung im Ludwigmuseum in Koblenz statt, die anschließend in das Huis Marseille, Museum voor Fotografie in Amsterdam wanderte. Für 2018/2019 sind mehrere institutionelle Ausstellungen in China in Planung.
Jeff Cowen lebt und arbeitet in Berlin.
Ausstellungsbegleitend erscheint ein Katalog.