Pressetext
Die Galerie Michael Werner, Märkisch Wilmersdorf freut sich, die erste Ausstellung mit Werken des Künstlers Jörg Immendorff (1945 - 2007) zu präsentieren, seit die Galerie ihre neuen Präsentationsräume in Märkisch Wilmersdorf bespielt. Die Ausstellung ist dem Spätwerk des Künstlers gewidmet und umfasst klein- wie großformatige Gemälde und Papierarbeiten, die zwischen den Jahren 2000 und 2004 entstanden sind.
Das Spätwerk Jörg Immendorffs zeichnet sich durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Malerei aus, die der Künstler sowohl motivisch wie auch stilistisch vollzieht. Der Pinselstrich ist deutlich zu sehen, endet mitunter inmitten der Leinwand. Mit einem gepunkteten Muster durchdrungene und miteinander verbundene Figuren und Objekte verlieren jegliche Dreidimensionalität. Form und Farbe stehen im Mittelpunkt. Des Weiteren platziert der Künstler Pinsel, Palette und Reminiszenzen an seinen einstigen Lehrer Joseph Beuys zwischen Motive aus seiner Anfangsperiode, wie beispielsweise das Lidl-Baby. Doch sind die starken Konturen, die einst Immendorffs Werk auszeichneten, verschwunden. Das Baby ist nun zu einer voluminösen Masse stilisiert, die mit einem hellen Band konturiert ist. Die Figur scheint zu leuchten, zu wabern. Mal situiert Immendorff seine Bildelemente in nahezu monochrom angelegte Hintergründe, mal in eine Sumpflandschaft, in der Menschen und Flugzeuge versinken oder Krallen emporstreben. Es sind dies keine Bilder, die von historischen Ereignissen künden, das „erzählende Lametta“, wie es der Künstler in einem 2000 geführten Interview benannte, ist verschwunden. Vielmehr spiegeln sich Gefühlslagen des Künstlers in den Bildern wider: schwarze raupenartige Kokons, in Dunkelheit versunkene Räume, wucherndes Geäst, das im Begriff ist die gemalte Darstellung einzuschließen, tote Baumstümpfe, Menschengruppen ist die Sicht genommen, sei es durch einen Schleier oder Augenbinden. Assoziationen an körperliche Einschränkungen, an Beklemmungen werden geweckt, und zuweilen gebrochen. Das Aquarell „Supracyclin“ (2000) verweist auf ein Medikament, das dem nach der Jahrtausendwende bereits schwer erkrankten Künstler Linderung verschaffte. Hier ist es in Form einer Tür dargestellt, aus deren Spalt ein Lichtstrahl dringt. In dem Blatt „Letztes Selbstportrait 4“ (2000) ist der Blick des in einem dunklen Raum sitzenden Künstlers hoffnungsvoll aus dem Fenster gerichtet, dem blauen Himmel entgegen.
Immendorff rang bereits zu Studienzeiten mit der Kunst, mit dem Künstlerdasein zwischen politischem Aktivismus und Kunstmarkt. Auch sein Spätwerk kündet von dem Kampf mit der Malerei jedoch ohne narrativen Impetus. Im Fokus des künstlerischen Interesses steht nun die „Kunst als Lebens- und Überlebensmittel“. „Jedenfalls ist sie das für mich“, erzählt Immendorff im Jahr 2000.
Jörg Immendorff wurden bereits weltweit zahlreiche Ausstellungen gewidmet: Kunstmuseum Basel (1979), Museum für Moderne Kunst Wien (1991), Centre Georges Pompidou, Paris (1993), Kestner Gesellschaft, Hannover (2000), Staatliches Russisches Museum, St. Petersburg (2001), China Millenium Monument, Beijing (2002), Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin (2005), Museum Kunst Palast, Düsseldorf (2007).
Die Ausstellung in der Galerie Michael Werner ist vom 07.04.2014 bis 31.05.2013, montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter +49 (0)33731 32010 oder galeriewerner@michaelwerner.de.
Vom 8. März bis 1. Juni 2014 widmet die Villa Schöningen in Potsdam Jörg Immendorff eine Einzelausstellung, die das gesamte künstlerische Schaffen Immendorffs umfasst, beginnend mit Werken der 1960er Jahre bis in das Jahr 2007 hinein. Zudem wird in der Staatsgalerie für Moderne Kunst im Augsburger Glaspalast die Ausstellung "Jörg Immendorff. Versuch, Adler zu werden" vom 16. Mai 2014 bis 17. Mai 2015 präsentiert.