Pressetext
In den Räumen der Galerie Michael Werner werden vom 28. Oktober bis zum 18. Dezember Affenfiguren des Düsseldorfer Künstlers Jörg Immendorff aus dem Jahre 2002 und 2003 gezeigt.
Der Affe als Wappentier des Künstlers taucht in allen Größen und Posen in seiner Kunst auf. Hier erscheint er als dreidimensionale Figur, wie ein Mensch, in Alltagssituationen festgehalten: man sieht einen Affen mit der Elbquelle, die Immendorff bereits zuvor als eigenständige Plastik und auch in vielen Gemälden festhielt, einen Affen mit Malerpalette, mit Lokomotive, mit kleinem Maleraffen auf dem Rücken, der einen Pinsel hält, mit Affenkind bei den ersten Gehversuchen, mit Felsbrocken auf den Schultern, der wie von Sisyphos mühsam bergauf getragen wird, mit einem Vogel spielend, Zeitung lesend, Kartoffeln sammelnd, mit Krücken auf Kugeln gehend wie Immendorffs „Europa“, mit Pferdekopf auf den Schultern, mit zeigendem Finger, laufend, mit einem Weinglas, das er hinter dem Rücken versteckt hält oder zwei Augen, wie man sie häufig in Immendorffs Gemälden finden kann, haltend, die der Affe als Fernglas zu benutzen scheint und sozusagen die Welt mit anderen Augen betrachtet.
Der Affe, der für Immendorff gleichzeitig Selbstironie und Mahnendes verkörpert, steht für den Menschen, der sich selbst nicht so ernst nehmen soll und übernimmt eine Art Spiegelbild des Malers. Der Affe ist dem Künstler Freund und Feind (Kritiker) zugleich (Gemäldetitel: "Der Malerfeind im Maler ist sein bester Freund"). Immendorff stellt den Affen häufig als Maler dar, womit ausgedrückt wird, dass im Maler selbst ein Affe wohnt, ein ungebändigtes Tier, dass den Maler als Genie mit seiner Unberechenbarkeit und schöpferischen Potenz überrascht. Gleichzeitig fungiert der Affe als Gesellschaftskritiker, dem man als witzigem Clown Schabernacke erlaubt und der lächerlich machen kann, wodurch manchmal einzelne Züge einer Sache deutlicher werden, als sie sonst sind.
Der Affe spielt als Partner des Künstlers Immendorff eine große Rolle. In der Natur ist er dem Menschen als Geschöpf am ähnlichsten. Er verkörpert Neugier, Sinnlichkeit und Triebhaftigkeit, symbolisiert das Ungezügelte des Menschen und trägt im Gegensatz zu diesem keine Kleidung. Das Animalische galt in der religiösen Vorstellung des Mittelalters als sündhaft, daher wurde der Affe mit dem Teufel gleichgesetzt. Für Immendorff sind Affen die herrlichsten Geschöpfe und das "Nachäffen" der Gesellschaft für seine Arbeiten von zentraler Bedeutung.
Ein Katalog mit einem Essay von Dr. Georg Holländer ist erschienen.