Pressetext
Die Galerie Michael Werner freut sich, eine Ausstellung mit Bildern von Jörg Immendorff (1945 – 2007) anzukündigen, die dieser in seinen zwei letzten Lebensjahren schuf.
Diese Gemälde aus der fortgeschrittenen Krankheitszeit von Jörg Immendorff „zeigen Todessymbole, dunkle Metaphern, Bedrohungen des Lebens und historische Brüche. Sie sind andererseits aber auch von einer eigentümlichen Kraft erfüllt, die aus einer Art unbedingter Trotzgebärde des Künstlers stammt. […] Diese Trotzgebärde der Kunst gegen die Geschichte war bereits im früheren Werk Immendorffs seine Geste par excellence“ (Robert Fleck, April 2007), die aber ohne sein Poesie nicht denkbar wäre.
Die Diagnose ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) im Jahr 1997 veranlasste Jörg Immendorff, seine Arbeitsweise zu überdenken. Unbeeindruckt von seiner Beeinträchtigung arbeitete Immendorff mit enormer Intensität weiter. Er experimentierte mit verschiedenen alternativen Methoden der Bilderzeugung, darunter Stempeln, Schablonieren, Monotypie und Offsetdruck, sowie dem Einsatz eines großen Stabs an Assistenten, die von ihm ausgebildet, bestimmte Teile der Bildproduktion unter präzisen Anweisungen ausführten. Kunsthistorische Quellen und frühe Bildfindungen wurden zu Kompositionen entwickelt, die kraftvolle Meditationen über Sterblichkeit, Widerstand dagegen und die Massivität des Angriffs auf das Leben thematisieren.
Jörg Immendorff hinterließ insbesondere mit seinen späten Bildern ein eindrucksvolles Erbe, das bisher kaum erforscht ist: Kunsthistorische Vorbilder aus der grafischen Kunst der letzten dreihundert Jahre von beispielsweise Caspar David Friedrich, Hans Baldung Grien oder Antonio Fantuzzi treten mit Bildelementen in Dialog, die auf privaten Fotografien, historischen Tapetenmustern oder Dokumentationen der Aktionskunst der 1960er Jahre basieren.
Seit Mitte der 1960er Jahre stellte Immendorff in Deutschland aus. Er nahm 1972 an der documenta V teil, war 1976 auf der Biennale von Venedig vertreten und wurde von dort sowohl in ganz Europa als auch international bekannt. Wichtige Ausstellungen fanden unter anderem im Museum Boymans-van Beuningen in Rotterdam, im Stadtmuseum Den Haag, im Museo Rufino Tamayo in Mexiko-Stadt, im Kunstmuseum Bonn, in der Kunsthalle Düsseldorf, in der Neuen Nationalgalerie Berlin und im Van Abbemuseum in Eindhoven statt. Im Jahr 2007 organisierte das Museum Kunst Palast, Düsseldorf, eine umfassende Übersicht über die Zeichnungen des Künstlers. 2018 zeigte das Haus der Kunst in München unter dem Titel „Für alle Lieben dieser Welt“ eine große Retrospektive, die 2019 ins Museo Reina Sofía in Madrid wanderte. Im Jahr 1998 wurde Immendorff mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Immendorff lebte und arbeitete bis zu seinem Tod im Jahr 2007 in Düsseldorf und Hamburg.
Die Ausstellung ist vom 12. November 2021 - 19. Februar 2022 in der Galerie Michael Werner, Köln dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 11 – 16 Uhr geöffnet.