Die Ausstellung Per Kirkeby - Natures mortes wird am Freitag, den 13. September 2024 von 18 bis 22 Uhr im Rahmen der Berlin Art Week eröffnet. Sie wird bis zum 9. November 2024 in der Galerie Michael Werner in Berlin zu sehen sein.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Siegfried Gohr und Fabrice Hergott.
Pressetext
Mitte der 1970er Jahre bricht Per Kirkeby (1938 – 2018) den Eid, den er in seiner Jugend auf die Avantgarde, auf Aktionskunst, Fluxus, Konstruktivismus und die Pop-Art leistete und setzt sich mit der Ölmalerei ein neues Ziel. Verbündete findet der Skandinavier in Deutschland. Wie kaum anderswo behauptet die allerorten totgesagte Malerei hier ihren Überlebenswillen.
Per Kirkeby greift auf eine große nordische Tradition zurück. Als sich der 42-jährige 1982 für ein Jahr in Berlin niederlässt, folgt er den Spuren Edvard Munchs, der dort knapp ein Jahrhundert zuvor die deutsche Malerei wachgerüttelt hatte. Als Vehikel für seinen Durchbruch als Maler wählte er in Berlin einige Motive der Stilllebenmalerei des Goldenen Zeitalters der Niederländer. Diesem nostalgischen Momentum setzt Kirkeby ein zeitgenössisches entgegen, das seiner Qualifikation als Naturforscher entstammt. Der promovierte Geologe ist auf zahlreichen Expeditionen der Weite Grönlands begegnet, die sich dem europäisch konditionierten Blick phänomenal entzieht. Diese Erfahrung prägt sein Verhältnis zur Abstraktion und zur Gegenständlichkeit. Es reflektiert den wissenschaftlichen Status des Beobachters, der sich im 20. Jahrhundert in der Zone zwischen Subjektivität und Objektivität aufhält. Die Moderne hat dieses Verhältnis seit Cézanne zwar immer wieder im Genre der Natures mortes ausgehandelt, jedoch bald in die Extrempositionen der Objektkunst und der ungegenständlichen Malerei aufgespalten.
Erst Kirkeby gelingt wieder die Synthese, indem er eine Qualität der Naturbeobachtung auf die Betrachter seiner Bilder überträgt. Mit einer Aufforderung zum Erahnen unterwandert der Künstler den zivilisierten Blick ebenso wie die wissenschaftliche Sicht und die mystische Schau. Die zum Staunen erregende verzögerte Evokation der Motive aus abstrakten Farbstrukturen wurde bald als „Kirkeby-Effekt“ (Peter Schjehldahl, „The Kirkeby Effect“, in: Per Kirkeby, Ausstellungskatalog Mary Boone and Michael Werner Gallery, New York 1986) bekannt.
An dem aus der Sammlung des Louisiana-Museums nach Berlin kommenden Schlüsselbild „Fram“ und an weiteren bis 2012 entstandenen Natures mortes ist der „Kirkeby-Effekt“ als beobachtete Beobachtung vortrefflich nachzuempfinden.
Die Ausstellung Per Kirkeby – Natures mortes eröffnet am Freitag, dem 13. September 2024 von 18 bis 22 Uhr und ist bis zum 9. November 2024 in der Galerie Michael Werner, Berlin zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Siegfried Gohr und Fabrice Hergott.