Pressetext
Der Michael Werner Kunsthandel freut sich, die Ausstellung „Per Kirkeby – Übermalungen“ anzukündigen. Nachdem die letzte Ausstellung in der Kölner Galerie 2019 unter dem Titel „Per Kirkeby – 1938 – 2018“ Bilder der letzten fünfundzwanzig Jahre, Bronzeskulpturen und teils öffentlich noch nie gezeigte Arbeiten auf Papier ins Zentrum stellte, fokussiert diese Ausstellung die Übermalungen des dänischen Künstlers, die in Kirkebys Œuvre schon seit Mitte der 1960er Jahre eine künstlerische Tradition bilden.
Per Kirkeby (1938 – 2018) studierte bis 1964 in Kopenhagen Geologie und die Natur sollte bis zuletzt ein wesentlicher Bezugspunkt seines medial vielschichtigen Schaffens bleiben. Früh setzte er sich mit performativen Ausdrucksformen auseinander, arbeitete filmisch, schuf Bronze- und auch Backsteinskulpturen, verfasste Texte, zeichnete und malte.
Die Übermalungen stellen in ihrem Umgang mit dem ursprünglichen Bildmaterial eine Besonderheit dar. Sie können als Weiter- aber auch als Rückführung des vorhandenen Bildes gelesen werden, das durch Kirkebys spielerisches Vorgehen und Erkundungen des Sujets in einer Verwandlung mündet, die ein neues Bild entstehen lässt und eigene Erfahrungen und Erinnerungen beinhaltet.
Kirkeby beschreibt die Bedeutung der Übermalungen in seinem Werk wie folgt:
„Es ist merkwürdig, wie viel Bedeutung sie für mich gewinnen sollten. In vielen ‚entscheidenden‘ Verläufen wurden sie mit einem Mal zu Schlüsselbildern. Das will ich auch nicht weiter erläutern versuchen, ich will jedoch versuchen, eine Arbeitstheorie zu skizzieren, die ich benutze, auch wenn sie sicher einen Mißbrauch [sic] sowohl der Worte als auch der Bedeutung darstellt. Und die vielleicht im Verlauf die Rolle der Übermalungen andeuten kann. Es handelt von dem Verhältnis zwischen dem, was ich nenne: Motiv, Form, Struktur. Das Motiv ist die Erinnerung. Ohne eine Erinnerung kann man kein Bild malen. Glaube ich. Damit fängt man an, ohne Motiv kommen anfangs überhaupt keine Klekse auf die Leinwand. Die Erinnerung ist auch die einzige Möglichkeit, die Farbe zu korrigieren, sie präzise werden zu lassen. Genau denjenigen Sonnenuntergang, wie er dir als einziger begegnete. Auch wenn der Betrachter den Hintergrund nicht kennt, jene Erinnerung, die hinter der Präzisierung steckt, so kann er die Präzisierung erahnen. Diese hat ihre eigene Ausstrahlung. Das Motiv kann aus einer reinen Farb-Erinnerung bestehen – nicht als Kolorismus verstanden, sondern als entscheidendes Erlebnis – es kann aber auch das sein, was man üblicherweise unter Motiv versteht. Mit Figuren, Gegenständen. Besonders am Anfang, was mich betrifft. Oder also das Kitsch-Gemälde.“
Per Kirkeby, in: Per Kirkeby: Übermalungen 1964 – 1984, Kunstraum München, Hypo-Kulturstiftung, Spendhaus Reutlingen, München 1984