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Markus Lüpertz - Das verlorene Paradies

06.11.2021 - 29.01.2022
Berlin
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Gerne möchten wir Sie auf die jüngst eröffnete Ausstellung mit Gemälden von Markus Lüpertz aufmerksam machen. In der aktuellen Werkgruppe setzt sich der Künstler erneut mit der europäischen Kunstgeschichte auseinander, hier sind es Werke von Frans Hals (1582/83 – 1666).  Durch Herauslösen von Fragmenten und das Verschieben der Bedeutungsebene hin auf die Schöpfungsgeschichte, setzt sich Markus Lüpertz radikal über Form und Tradition hinweg und kreiert dadurch eine gänzliche neue Rezeption dieser Urform religiöser Bildfindung. Er möchte dies keinesfalls als Angriff auf die Tradition der christlichen Schöpfungsdarstellung verstanden wissen, sondern vielmehr Möglichkeiten eröffnen, die Traditionen neu zu überdenken.

Die europäische Malerei wurde zurecht als eine Erkenntnisform benannt, weil sie die Vorstellungen zu den Begriffen liefert und somit überhaupt erst sichtbar machte und macht, was zu sehen ist und wie. Hier liegt ein Mangel vor: die Menschen mit dunkler Hautfarbe sind unerkannt geblieben, Randfiguren oder sogar bloße Dekoration. Der traditionelle Bilderfundus kennt zwar schwarze Heilige und Könige; denen steht jedoch eine weitaus größere Menge dunkelhäutigen Höllenpersonals gegenüber. Zwischen diesen Extremen macht sich das Bild des Schwarzen als gewöhnlicher Mensch, als Mitbürger rar.

Mit einem besonderen Sinn für Effizienz behebt Lüpertz den Mangel an würdiger Figuration durch Besetzung zentraler Symbolfiguren. Von Kain und Abel schließt er auf deren Eltern Adam und Eva zurück. Adam und Eva als Schwarze darzustellen, ist das stärkste Signal, welches Lüpertz in seinem Metier zur Wahl stand. Es richtet sich daher zunächst auch nur an die Europäer, weil es diese sind, denen die Vorstellung einer solchen ultimativen Würdeformel noch zum Begriff der "Schwarzen" gefehlt hat – erst recht unter den Bedingungen der Verunsicherung, ob dieser Begriff sprachlich noch opportun ist, ob die Sprache, und welche, überhaupt noch als "Medium sozialer Konflikte" taugt oder nur zum sich endlos reproduzierenden, scholastischen Streit um ihre grammatikalischen Geschlechter.

[Ulf Jensen]

Markus Lüpertz wurde 1941 in Liberec, Böhmen geboren. Er studierte an der Werkkunstschule Krefeld sowie an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er von 1988 bis 2009 Rektor war. Bedeutende Retrospektiven seines künstlerischen Werks wurden in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn (2009); Kunstmuseum Den Haag (2011); Museo de Bellas Artes, Bilbao (2014), in der Eremitage, St. Petersburg (2014), im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, Paris (2015) und im China Art Museum, Shanghai (2016), in der Phillips Collection und dem Hirschhorn Museum, Washington (2017) sowie im Haus der Kunst, München (2019/20) gezeigt. Ab Dezember 2021 widmet das Museum of Modern Art in Moskau dem Künstler eine umfangreiche Ausstellung mit Werken von den 1960er Jahren bis heute. Markus Lüpertz lebt und arbeitet in Karlsruhe, Düsseldorf und Berlin.

Ausgewählte Werke
Katalog

Galerie Michael Werner

Hardenbergstr. 9a 
10623 Berlin 
Telefon: +49 30 31491880 
E-Mail: galeriewerner@michaelwerner.de

Öffnungszeiten: 
Dienstags bis Freitags 11 - 18 Uhr 
Samstags 10 - 16 Uhr

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