Pressetext
Wir freuen uns, die Ausstellung „Markus Lüpertz - Neue Arbeiten auf Papier“ zu präsentieren, die Zeichnungen aus dem letzten Jahr zeigt. Seit 2011 stand Arkadien im Zentrum Markus Lüpertz künstlerischen Interesses. Orpheus, Eurydike, Centauren, Nymphen und andere mythologische Figuren begegneten sich auf dem abstrakten Terrain seiner Leinwand. In den neuen Arbeiten auf Papier begegnen uns nun gleichfalls Figuren, die zum Beispiel an einen Herkules erinnern, der in scheinbarer Leichtigkeit aus einer Landschaft heraustritt oder welche die Posen antiker Vorbilder annehmen, wie beispielsweise eines Bacchus oder Hektors.
Die neuen Arbeiten nehmen zudem Bezug auf Hauptwerke der Renaissance, wie zum Beispiel Signorellis „Erziehung des Pan“ (um 1490) oder Raffaels „Traum des Scipio (Vision eines Ritters)“ (1504 fertiggestellt), von dessen berühmter Komposition Markus Lüpertz Zeichnungen nur einen Ausschnitt übernehmen. „Ist die Zeichnung erst einmal als das erkannt, was sie ist, greift sie in das Gleichgewicht einer Komposition ein, die auf einer ganzen, vom Neoplatonismus des Marsilio Ficino geprägten humanistischen Philosophie beruht“ (Eric Darragon). Markus Lüpertz hat hier „in wenigen Strichen den Vergnügungen der Venus den Vorzug“ gegeben und somit „den Sinn eines Bilds ins Wanken gebracht oder erst erweckt, das im Laufe der Jahrhunderte als eine entscheidende Perspektive auf den Humanismus, wenn nicht verstanden, so doch zu ihr erklärt worden ist“ (Eric Darragon).
Markus Lüpertz Zeichnungen „nehmen einen ganz eigenen Platz in einem Œuvre ein, das sich einer Folge von Entscheidungen bestimmt, ohne sich deshalb einer stilistischen oder inhaltlichen Deutung zu unterwerfen. Vielmehr scheint die Deutung von der Existenz des Werks auch da widerrufen, wo sie das nicht ausdrücklich tut. Das Irritierende und Überraschende dieses Malers, Bildhauers und Dichters lässt sich sehr gut in seiner Auffassung vom Grafischen und in seiner grafischen Praxis wiederfinden. […] Über die Farbe tritt die Zeichnung in eine enge Verbindung mit dem Gemälde und ermöglicht eine Freiheit, die sich unaufhörlich aus dem Gemalten speist, um diesem zu antworten und es herauszufordern. So gewinnt die Zeichnung Gestalt, die sich dem Abenteuer verschreibt und die Risiken eingeht, welche nur eine Zeichnung eingehen kann.“ (Éric Darragon).
Die Ausstellung wird von einem reich bebilderten Katalog begleitet, der Arbeitsblätter und interessante Betrachtungen von Éric Darragon sowie eine Standortbestimmung der Arbeit des Künstlers von Hans-Werner Schmidt beinhaltet.
Markus Lüpertz (* 1941 in Liberec, Böhmen) ist einer der wichtigsten und einflussreichsten deutschen Nachkriegskünstler. In den letzten Jahren wurden große retrospektive Ausstellungen gezeigt in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn (2009); Gemeentemuseum, The Hague (2011); The Hermitage State Museum, St. Petersburg (2014); the Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris (2015); the Hirshhorn Museum and the Phillips Collection, Washington, DC (2017); sowie im Haus der Kunst, München (2019).