Pressetext
Vom 29. Oktober bis zum 21. November zeigt die Galerie Michael Werner die Ausstellung „Markus Lüpertz. Zelte 1965“.
Anfang der 1960er Jahre hob sich Markus Lüpertz mit seiner neo-expressiven Malerei kraftvoll von der informellen Malerei Nachkriegsdeutschlands ab. Die in der Galerie Michael Werner ausgestellten Zelte von 1965 markieren diesen Aufbruch. Ihre Entstehung fällt in die ersten Berliner Jahre des 1941 im böhmischen Liberec geborenen Malers. Davor hatte er an der Werkkunstschule in Krefeld und der Kunstakademie in Düsseldorf studiert. In Berlin begann Lüpertz motivisch deutlich auf seine Zeit zu reagieren, was sich 1963 an der durch US-amerikanische Comics inspirierten Donald-Duck-Serie festmacht. Sie tragen noch die Farbspritzer und –linien des Informell, zeigen aber auch schon die geschlossene Behandlung der Formen. Aber vor allem mit seinen ab 1962 entstandenen „dithyrambischen“ Werken positionierte sich Lüpertz als einer an der Neuausrichtung der deutschen Malerei arbeitende Künstler: Mit dithyrambisch (Dithyrambos = Loblied auf den griechischen Gott Dionysos) unterstrich Lüpertz den sinnlichen Anspruch an seine Malerei, aber auch den Willen zur Erneuerung. Wie wichtig ihm dieser Aspekt war, zeigt sich nicht nur darin, dass die Arbeiten dieser Jahre das Wort im Titel führen (z.B. „Dithyrambe“, 1963; „Feigling – dithyrambisch“, 1964) und dass er die von ihm mitgegründete „Galerie Großgörschen 35“ in Berlin 1964 mit der Ausstellung „Dithyrambische Malerei“ eröffnete, sondern dass Lüpertz diese Idee auch in Texten wie „Die Anmut des 20. Jahrhunderts wird durch die von mir erfundene Dithyrambe sichtbar gemacht“ (1968) artikulierte.
Die in der Galerie Michael Werner präsentierten dithyrambischen Zelte bilden eine bedeutende Werkgruppe dieser Entwicklung. Die Inspirationsquelle für die Zelte waren Abbildungen in einem Warenhauskatalog. Das industriell hergestellte Massenprodukt Zelt, das sich im Hochglanzkatalog noch als räumliches Konstrukt erschloss, wurde bei Lüpertz zu einem abstrahierten Gefüge kontrastreich gesetzter Farbflächen. Die Zelte wurden monumental und in kräftigen, lebendigen Farbklängen auf die Leinwände gebracht. Die Monumentalität wird aber gleichzeitig von der Mattigkeit der Leimfarbe und den deutlich sichtbaren Strukturen des unbehandelten Trägermaterials Leinwand gebrochen, was den großformatigen Bildern eine herbe, fast magische Sinnlichkeit verleiht. Dieses Filigran-Herbe der Gemälde wird durch den spontanen, expressiven Duktus des Malaktes gesteigert. Lüpertz Zelte spiegeln damit die Vorstellung des Künstlers von einer erneuerten Malerei wider: ein dithyrambischer, d.h. berauschter, überschwänglicher Zugang zur Malerei, die ihre Motivwelt aus dem Alltag bezieht, diese gleichzeitig überhöht und hinter sich lässt.
Zu der Ausstellung ist ein Katalog mit einem Text von Siegfried Gohr erschienen.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an die Galerie Michael Werner.