Pressetext
„Ich möchte nicht auftreten, nicht derjenige sein in einem Mittelpunkt. Ich gehe lieber dahin, wo ich selber zusehen kann. Ich habe mich in meine eigene Welt zurückgezogen – das Malwerk ist von einer bitteren Lebenserfahrung, die ich in beiden Kriegen gemacht habe, ganz frei. Ich warte eher – deshalb male ich Bilder.“ (Richard Oelze, 1965)
Der Michael Werner Kunsthandel freut sich, mit der Ausstellung „Richard Oelze 1900-1980“ erstmals das Werk des einflussreichen deutschen Surrealisten präsentieren zu können. Nachdem die Ausstellung bereits in London und New York zu sehen war, eröffnen die rund 50 Zeichnungen und Gemälde aus den Jahren 1927 bis 1978 nun in Köln einen umfangreichen Einblick in das Œuvre. Ob Landschaften, mythologische Themen oder abstrakte Phantasiekompositionen, die Arbeiten Oelzes bestechen durch komplexe malerische Strukturen, die eine große künstlerische Eigenständigkeit offenbaren. Inspiriert durch literarische Quellen, das Bauhaus in Weimar und den Surrealismus in Paris erschuf Oelze rätselhafte Kompositionen, die dazu verleiten, nach bekannten Formen und einer Ordnung zu suchen. Die Abgeschiedenheit des Künstlers, der über lange Phasen seines Lebens die Kunst allein aus sich selbst entwickelte, ist in seinem Werk deutlich spürbar. Sein Hauptwerk „Die Erwartung“ (1935 – 1936) befindet sich in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York und gilt als bedeutende künstlerische Vorausschau des drohenden Schreckens.
„Die Einsamkeit und die Menschenscheu sind die Triebfedern für die Entstehung von Oelzes Kunst, einer Kunst, die ihre hohe Eigenart daraus gewinnt, dass ihr Schöpfer sein ganzes Leben lang vor allem in sich hineingeschaut hat – in die Tiefen seines Inneren.“ (Eberhard Roters, 1980).
1900 in Magdeburg geboren, studierte Richard Oelze von 1921-25 am Bauhaus in Weimar. Nach Aufenthalten in Dresden, Ascona und Berlin lebte er von 1932-36 in Paris, wo er in regem Kontakt mit den wichtigsten Vertretern des Surrealismus stand: André Breton, Salvador Dalí und Max Ernst. Nach Kriegsteilnahme und Gefangenschaft zog es den menschenscheuen Künstler erst nach Worpswede und 1962 dann in die Abgeschiedenheit eines alten Gutshofs bei Hameln, wo er bis zu seinem Tod 1980 lebte und arbeitete. Internationale Geltung erlangte Oelze durch seine Beteiligung an den Ausstellungen der Surrealisten 1936 und 1942 und durch seine Teilnahme an der Documenta in Kassel in den Jahren 1959 und 1964.