Pressetext
Der Michael Werner Kunsthandel freut sich, mit der Ausstellung „Von Willich aus. Fotografien 1973 – 78“ einen überraschenden Einblick in Sigmar Polkes fotografisches Werk der 1970er Jahre zu ermöglichen. Ein großer Teil der über 80 Fotografien wurde öffentlich bisher noch nie gezeigt. Im Zentrum der Ausstellung steht der Gaspelshof in Willich am Niederrhein, wo Polke zusammen mit Freunden und Bekannten für einige Jahre lebte und arbeitete. Nicht nur seine Fotografie, sondern das künstlerische Schaffen der Zeit im Allgemeinen sind beeinflusst durch die Erfahrungen und Bedingungen dieses Ortes. Die Kamera wurde nicht selten zum Spielball des Kollektivs, doch maßgeblich war für den Künstler vor allem seine nachträgliche Arbeit in der Dunkelkammer, wo er die entstandenen Aufnahmen einer kritischen Revision unterzog und durch teils umfangreiche chemische Eingriffe bei und nach der Entwicklung die fotografischen Unikate hervorbrachte. Es liegt „in der Art der persönlichen Konstellation begründet, dass der Künstler verhältnismäßig häufig ins Bild kommt. […] Spontane Maskeraden und Vermummungen gehören zum clownesken Spiel.“ (Laszlo Glozer) Willich kommt die Funktion eines Knotenpunktes zu – von hier aus reiste Polke zu zahlreichen Orten wie Münster, Kassel, Sizilien, Sao Paolo oder Zürich, wobei Zürich und dessen alternative Szene in den 1970er Jahren zu einem dauerhaften Anlaufpunkt avancierte.
Bereits in den 1960er Jahren begann Sigmar Polke, die Grenzen der Fotografie durch Mehrfachbelichtung, chemische Bearbeitung und Solarisation auszutesten. Ihn reizten von Beginn an das Phantastische, das Realitätsferne, das Transzendentale und das Unkontrollierbare. Mit Hilfe der Chemie ließ er die Silbersalze der Silbergelatine auf dem Papierträger wandern. Gerade das Medium der Fotografie, dessen Geschichte so eng mit der scheinbaren Realitätsabbildung und der Reproduzierbarkeit zusammenhängt, nutzte Sigmar Polke, um künstlerische Unikate zu schaffen, die für die zeitgenössische Fotografie wegweisend wurden. Erinnerungen an die Surrealisten und ihren Umgang mit der Fotografie liegen nahe. Der Verweis des Künstlers auf Max Ernst und René Magritte bei einer Arbeit von 1978 bestätigen das Offenkundige. Die inhaltliche Tiefe, der kompositorische Blick und auch das technische Wissen des Künstlers machten den Maler zu einem Pionier der künstlerischen Nutzung der Fotografie. „Wenn man sich auf ihn einlässt – geben wir es in aller Ungerechtigkeit zu – wirkt der Rest auf einmal richtig langweilig.“ (Laszlo Glozer)
Im Verlag der Buchhandlung Walther König erscheint eine umfangreiche Publikation mit einem Text von Laszlo Glozer.