Pressetext
Der Michael Werner Kunsthandel freut sich, mit einer Ausstellung von Skulpturen und Zeichnungen in das neue Jahr starten zu können. Die Auswahl beginnt mit Arbeiten der 1960er Jahre: Die organischen Formen eines Hans Arp treten in einen spannungsreichen Dialog mit späten Papierarbeiten von Ernst Wilhelm Nay. Trotz unterschiedlicher Werkentwicklungen offenbaren sich insbesondere im Spätwerk formale Anknüpfungspunkte, die auf das gemeinsame Interesse an einem Wechselspiel von gegenständlichem Bezug und abstrakter Freiheit verweisen. Überraschender sind Parallelen bei frühen Arbeiten von A.R. Penck, der auf plastische Entwürfe Arps Bezug zu nehmen scheint. Ebenso Markus Lüpertz, dessen Zeichnung aus dem Jahr 1968 „Deutsches Motiv“ belegt, wie bewusst sich der Künstler von Beginn seines Schaffens an in kunsthistorischen Traditionen verortete.
Die Ausstellung will nicht direkte Bezugslinien unterstellen, wo keine existieren. Einige der hier vertretenen Künstler haben über Jahrzehnte mehr oder weniger eng zusammengearbeitet, andere sind sich nie begegnet. Vielmehr geht es um eine spielerische Gegenüberstellung verwandter Formen, die sich über Jahrzehnte hinweg manifestieren. Zeichnungen von Don Van Vliet aus den späten 1970er Jahren korrespondieren in formal enger Verwandtschaft mit einer frühen Holzskulptur „Großer Bahnhof“ (1979) von A.R. Penck. Beide waren mit der künstlerischen Arbeit des jeweils anderen zu dieser Zeit noch nicht vertraut, die Lebens- und Arbeitsumstände konnten kaum unterschiedlicher sein und doch offenbart sich eine spürbare geistige Nähe.
Die Ausstellung zeichnet ein offenes Netzwerk an Formvorstellungen, gestalterischen Triebkräften und künstlerischen Bezügen nach und demonstriert, dass es in der Kunst nicht vordergründig um die Erfindung neuer Ideen geht, sondern darum, die Traditionen aus dem Blickwinkel der jeweiligen Zeit immer wieder aufs Neue zum Leben zu erwecken.