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Ker-Xavier Roussel

17.02.2024 - 13.04.2024
Berlin
Ker-Xavier Roussel, "Satyre et nymphe avec amour dans un bois", ca. 1904-1907, Pastell, Gouache auf Velin, 26,9 x 34,5 cm

Zu der Ausstellung ist ein Katalog mit Texten von Mathias Chivot, George Condo, Théo de Luca, Florian Illies und Raimund Stecker erschienen. 

Ker-Xavier Roussel (1867-1944) gehörte den Nabis an. Die Maler um Paul Sérusier, Maurice Denis, Pierre Bonnard, Édouard Vuillard oder Félix Vallotton amtierten im Jahrzwölft vor 1900 in Paris als die Propheten einer gelassenen Kunstreligion. Sie verkündeten, dass die mit dem Fin de Siècle anbrechende Ära dem Mythos und dem Faun gehört, der einer einzigen Pflicht gehorcht: nämlich der Pflicht, glücklich zu sein. Von diesem ewigen, der Geschichte enthobenen, lustvollen Nachmittag künden die Bilder von Roussel, genauso wie jene Dichtung des Stéphane Mallarmé oder die sinfonische Dichtung Claude Debussys. Nachdem Roussel 1899 aufs Land, nach L’Étang-la-Ville westlich von Paris übergesiedelt war, nahm er sich des bukolischen Bildpersonals an. Während andere sich die fernen Kulturen Japans, der Südsee, der zentralafrikanischen Völker aneignen, beheimatet sich der Maler in der eigenen Bildung, in der europäischen visuellen und literarischen Hochkultur. Die ewigen Wahrheiten der Erfinder Arkadiens, die Verse von Theokrit, Lukrez und Vergil trägt er seinen Freunden in den Originalsprachen vor, als hätte er sie soeben erst vernommen. Der ewige und oft gewaltsame Liebeskonflikt zwischen Nymphen, Faunen, Dyaden, Satyrn, Göttinnen und auch Menschen wird zu seinem Sujet, das er aus der großen akademischen Malereitradition in die Gegenwart führt. Roussel taucht die pastoralen Idyllen von Nicolas Poussin in einen Jungbrunnen reiner, anarchischer Farben, um vorbei an Pierre Puvis de Chavannes das Genre mit maltechnischen Präsenzeffekten bis hinauf zum Impressionismus zu modernisieren. Die augentäuschende Halbwirklichkeit seiner Bacchantinnen und Bacchanten funkelt in immer neuen Farben auf und erglüht in zeitgenössisch und daher oft brutal tingierten Koloriten. Bis in die Mitte der 1940er Jahre gelingt es Roussel, die Einwohner Arkadiens, vom Kitsch umworben und bedrängt, gegen die Banalität des Filmtricks und das Gleißen der Neonröhren zu immunisieren. Nur im flirrenden Mittagslicht zur Stunde des Pan sollen die archetypischen Figuren des Unbewussten ihre Tollheiten ausleben; und nur die Malerei und die anderen händischen Bildtechniken haben die Mittel dazu, dieses Licht würdig als ein künstlerisches zu imaginieren. Roussel mahnt die melancholische Pflicht, glücklich zu sein, im Vorgang der Bildbetrachtung an.

Ausgewählte Werke
Katalog

Galerie Michael Werner

Hardenbergstr. 9a 
10623 Berlin 
Telefon: +49 30 31491880 
E-Mail: galeriewerner@michaelwerner.de

Öffnungszeiten: 
Dienstags bis Freitags 11 - 18 Uhr 
Samstags 10 - 16 Uhr

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